Entscheidungshoheit im Team

Damit ein Team geschlossen auftritt und die Verantwortung für die Ergebnisse seiner Arbeit übernimmt, ist es erforderlich, dass die Art und Weise der Entscheidungsfindung von allen Teammitgliedern mitgetragen wird. Von Zeit zu Zeit überprüfe ich mit den Teams, mit denen ich arbeite, ob diesbezüglich noch alles im Lot ist. Im Folgenden stelle ich mein Vorgehen dar.

Was entscheidet das Team, was wird außerhalb entschieden?

Für den ersten Schritt verwende ich ein einfaches Board mit zwei Seiten. Ich bitte das Team, die wesentlichen Entscheidungsbereiche ihrer Arbeit auf Moderationskarten zu notieren. Auf die linke Seite des Boards gehören solche Entscheidungsbereiche, über die das Team selbst entscheiden kann. Rechts sind die Dinge zu platzieren, die andere Pesonen ohne Beteiligung des Teams außerhalb entscheiden. Dass die Unterscheidung hier sehr grob ist, stört im weiteren Verlauf nicht. Ab jetzt geht es nur noch um die Themen der linken Seite.

Wer entscheidet im Team was?

Den zweiten Schritt beginne ich mit einer leeren Team Decision Matrix. In jeder Zeile kann ein zuvor identifiziertes Entscheidungsgebiet stehen. Die Spalten geben an, ob Entscheidungen von einer Person (One), Mehrheitlich (Majority), Mehrheit ohne Veto (Consent), Einstimmig (Consens) oder Zufällig (Dice) getroffen werden.

Nach der Erklärung des Boards stimmt das Team ab, über welches in Schritt eins gefundene Thema sie zuerst sprechen möchten. Das gewählte Thema kommt in die erste Zeile. 

Nun geht es an die Untersuchung des Status quo. Dazu bitte ich alle Teilnehmer, jeweils eine Markierung (im Bild: rote Flagge) in die Spalte zu platzieren, die aussagt, wie das Team heute in dem untersuchten Bereich zu Entscheidungen findet. 

Das Bild zeigt die Perspektive von sechs Teammitgliedern (je Zeile sechs Flaggen) auf vier Entscheidungsbereiche (vier Zeilen).

Die nächste Frage zielt auf die Wunschsituation ab: Wie sollte das Team idealerweise Entscheidungen treffen? Dazu dienen andere Markierungen (im Bild: weiße Flagge).

Besonders interessant ist es, wenn es einen großen Unterschied zwischen roten und weißen Fahnen gibt. 

Zur Illustration habe ich ein Beispiel eines meiner Kunden: Das betrachtete Entscheidungsgebiet lautete, “welche Frameworks und Bibliotheken setzen wir in der Software-Entwicklung ein?” (In beiden Bildern die zweite Zeile.)

Diese Frage wurde nach einstimmiger Auffassung des Teams von einer Person alleine entschieden (rote Flagge). Der Soll-Zustand (weiße Flagge) sah ebenfalls nach einstimmiger Meinung ganz anders aus: Consent oder Einstimmigkeit.

Das erstaunliche an dieser Analyse war, dass auch die Person, die nach einhelliger Meinung des Teams die alleinige Entscheidungsgewalt hat, der Meinung war, dass der Zustand nicht gut ist. Alle Teammitglieder, die kein Mitspracherecht hatten, glaubten jedoch, dass die Person, die bislang alleine entschied, sich sehr in der Rolle des “primus inter pares” gefällt.

Fazit

Die Aufdeckung dieser Fehleinschätzung kann kaum überbewertet werden. Ein Wechsel von “einer entscheidet” zu “wir entscheiden gemeinsam” trägt erheblich zur Stärkung des Teams bei. Dass das in diesem Fall ohne Konflikt gelang, hat mich selbst überrascht. Das Team konnte seine Entscheidungsfindung neu regeln und dadurch die Zustimmung und das Commitment für getroffene Entscheidungen erheblich verbessern.

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